Vermögen prognosefrei managen
Was haben Anleger von der Automatisierung des Fondsmanagements?
Automatisierte Strategien werden im Fondsmanagement schon seit Jahrzehnten eingesetzt. Es geht dabei aber nicht um den Ersatz aktiver Fondsmanager durch den Computer. Es geht vielmehr um zuvor unentdeckte aktive Renditen, um Innovation – oder um Beta zu extrem geringen Kosten. Anleger sollten den Veränderungen positiv entgegensehen!
Zunächst ist Automatisierung ja gar nicht gebunden an die Digitalisierung. Bereits vor mehr als hundert Jahren wurde im Rahmen der Industrialisierung noch ganz ohne Computer eine weitreichende Automatisierung eingeführt, nämlich mit dem Fließband bei Henry Ford. Seine Maßnahme hatte nicht primär den Ersatz des teuren Fabrikarbeiters zum Ziel, sondern die Möglichkeit zur Massenproduktion. Sein Produkt musste gut sein, von vergleichsweise hoher Qualität und daher maximal standardisiert. Henry Ford hat damit die Massenmotorisierung in den USA möglich gemacht mit einem für damalige Verhältnisse extremen Grad an Automatisierung. Nach der Auftragsflaute der Wirtschaftskrise von 1928 hat er mit der gleichen Dynamik den amerikanischen V8-Motor in der Massenproduktion eingesetzt.
In Europa verlief die Entwicklung deutlich langsamer, Citroen und Volkswagen waren hier die Vorreiter. In der Folge wurden Menschen immer mehr ersetzt durch Maschinen, die bei der Automatisierung die kostengünstigere Alternative waren. Die Japaner haben die Welle der Massenproduktion in den sechziger Jahren durch kluge Prozessinnovationen vorangetrieben und eine ungeahnte Qualitätssteigerung erzielt.
Die nächste Welle der Automatisierung wurde möglich mit dem Aufkommen der computergesteuerten Prozesse in den späten sechziger Jahren, gefolgt von der Software-Revolution durch den Siegeszug der PCs und Betriebssysteme. Heute erleben wir Automatisierung in allen Lebensbereichen durch die Vernetzung per Internet und mobile Geräte.
Fondsbranche nur vermeintlich rückständig
Wer nun meint, die Fondsbranche sei rückständig, wenn erst jetzt Prozesse automatisiert werden, der irrt. Zwar hält die Automatisierung in keinster Weise Schritt mit Industrie und Handel. Aber so lange gibt es massentaugliche Finanzmärkte auch noch gar nicht, ganz besonders außerhalb der USA.
Das Ford-T-Modell unter den Investmentfonds gibt es schon seit Mitte der Siebziger Jahre: Die Indexfonds. Sie automatisieren das Investment und machen es jenseits institutioneller Kapitalanlage massentauglich, mit ähnlicher Wirkung wie einst bei Henry Ford: Verlässliche Qualität, stark standardisiert und günstig. Mit Börsennotierung sind Indexfonds als ETF auch in Kontinental-Europa seit zwanzig Jahren für jeden zu kaufen und eindeutig keine Randerscheinung mehr. Der Markt lässt sich damit nicht schlagen, aber die Abbildungsleistung der Tracker ist beeindruckend, bei gleichzeitig sehr niedrigen Kosten. Wie bei Ford auch verdrängen die Tracker traditionellere Konkurrenten, haben aber auch zu einem beispiellosen Wachstum von Anleger-Portfolios geführt.
Quant-Fonds automatisieren aktive Strategien
Automatisierte aktive Anlagestrategien werden bereits seit den achtziger Jahren einsetzt. Computergesteuerte Anlage- und Handelsstrategien verwerten Finanzdaten in großem Stil und erbringen erstaunliche Ergebnisse. Voraussetzung sind verfügbare Daten, die es dank Bloomberg und Internet in viel größerer Menge gibt als noch vor dreißig Jahren.
Die Quant-Strategien setzen bei drei grundlegenden Strategie-Elementen an: Titel-Selektion, Market Timing und Risiko-Management. Alle drei Automatisierungen lassen sich sogar im Bündel betreiben. Für das Market Timing bieten sich Algorithmen an, die aus Trends abgeleitet werden. Je nach Philosophie lässt sich auch das Risiko-Management automatisieren, etwa mit der Value-at-Risk-Methode.
Automatisierung neu bewerten
Fondsanleger sollten sich nicht gegen die Automatisierung sperren: Hier warten große Chancen. Anleger haben die Wahl aus den billigen Massenprodukten in Form von Indexfonds oder ETFs und raffinierten Quant-Strategien.
Die Quants lassen sich auch abseits der umkämpften liquiden Märkte einsetzen und generieren interessante Renditen. Wenn nun kein Mensch mehr an den Schalthebeln sitzt, müssen Anleger bei der Prüfung eines Fonds anders vorgehen und jede genutzte Renditequelle hinterfragen: Sind die Datenquellen valide, mit welchen Annahmen arbeiten die eingesetzten Algorithmen, welche Märkte werden überhaupt abgedeckt und wieviel Prognose ist im Spiel? Kein leichtes Unterfangen. Eine Manager-Selektion wird nur erfolgreich sein, wenn diese Modelle verstanden sind.
Dies gilt für Derivate-Handelsstrategien wie den Multi-Asset Managed-Futures Fonds amandea – ALTRUID HYBRID genauso wie für die eifrig beworbenen Smart-Beta-Ansätze. Durch die Analyse reiner Vergangenheitswerte wäre der Schluss auf zukünftige Erfolge fahrlässig.

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Über den Autor
Frank Seidel ist Vorstand und einer der Gründer der amandea Vermögensverwaltung AG. Er ist verantwortlich für den Bereich Portfoliomanagement, Alternative Investments und interne Prozesse.
Gemeinsam mit dem Co-Manager Altruid Systems verantwortet er den UCITS-Fonds amandea – ALTRUID HYBRID.
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